Am 20. Januar startete die Türkei einen Angriffskrieg in die von Kurden kontrollierte Region Afrin im Norden Syriens und nimmt seitdem mit Bombardements, Artillerie, Panzern und Bodentruppen die Kurden unter Feuer. Damit droht dieser Krieg zu einer weitaus dramatischen Eskalation auf den Rücken der Zivilbevölkerung zu werden, als es ohne hin schon ist. Hunderte von zivilen Toten sind seit dem türkischen Einmarsch in Afrin zu beklagen.
Aus aktuellem Anlass hatte die Deutsch-Kurdische Gesellschaft Gießen e.V. in Kooperation mit dem Stadtverband von Bündnis 90/Die Grünen zu einer Informationsveranstaltung über die verheerende Lage in Afrin eingeladen und konnte Herr Dr. Kamal Sido, Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Göttingen, der selbst aus Afrin stammt, gewinnen.
Ich konnte Dr. Sido begrüßen und habe die sich an den differenzierten Vortrag anschließende Diskussion moderiert. Es war ein guter und erhellender Abend, da Dr. Sido auch auf die Zusammenhänge des Konfliktes seit seiner Entstehung, die unterschiedlichen Interessenslagen und die aktuell unmöglich scheinenden Lösungen dieser für die Zivilbevölkerung unsäglichen Situation einging.
Dr. Kamal Sido, Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) aus Göttingen. Neben seinem Engagement in der GfbV ist er vereidigter Dolmetscher bzw. Übersetzer für Kurdisch, Arabisch und Russisch. Er stammt aus Afrin im vorwiegend von Kurden bewohnten Teil Syriens wo er auch aufwuchs. Nach der Schulzeit ging er 1980 nach Moskau, wo er Geschichte und Orientalistik studierte. 1989 beendete er seine Studien mit der Promotion am Orientalischen Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Er lebt seit 1990 in Deutschland. Bis 2006 lebte und arbeitete er in Marburg, wo er von 2003 – 2006 den Ausländerbeirat leitete. Seit 2006 ist er Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation. Sie setzt sich für verfolgte und bedrohte ethnische und religiöse Minderheiten, Nationalitäten und indigene Gemeinschaften ein. Dabei ergreifen sie Partei für die Opfer von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und nennen die Täter und ihre Helfershelfer schonungslos beim Namen. Sie kämpfen gegen Völkermord und Vertreibung, Diskriminierung und Verfolgung und machen Menschenrechtsverletzungen bekannt . Meist fürchten Gewaltherrscher nichts mehr als das. Denn auch Diktatoren wollen ihr Gesicht wahren und Handelsbeziehungen oder freundschaftliche Allianzen mit anderen Ländern nicht gefährden.